#09 Vibrato, TrĂ€nen & Atemnot? Deine Fragen â meine Antwortenâš
#09 Vibrato, TrĂ€nen & Atemnot? Deine Fragen â meine Antwortenâš
Podcastfolge hier anhören:
In dieser besonderen Sammelfolge beantworte ich mehrere Fragen von stillen SĂ€ngerinnen:
Wie geht ein Vibrato?đ¶ Bin ich mit ĂŒber 60 zu alt fĂŒr Vibrato?đ
Vibrato ist ein super schönes Ziel beim Singen, das ganz viel ĂŒber die Stimme aussagt â nĂ€mlich, dass sie frei, entspannt und sicher schwingen kann. Es ist wie ein zartes Zittern um den Ton herum und sorgt fĂŒr einen besonders hörbaren und angenehmen Klang. Aber: Ein Vibrato ist kein Trick, den man mit einer Ăbung lernt, sondern ein Endergebnis aus vielen Aspekten â wie AtemfĂŒhrung, KlangstabilitĂ€t und Beweglichkeit (=Dynamik) in der Stimme.
Ich unterscheide gerne zwischen festen Stimmtypen (sehr treffsicher, oft etwas fest) und weichen Stimmtypen (luftig, flieĂend, oft weniger treffsicher). Vibrato ist quasi die perfekte Mitte: sicher und gleichzeitig beweglich. Wenn du fest singst, darfst du das Weiche lernen. Wenn du zu weich singst, darfst du mehr Treffsicherheit ĂŒben. Im einmaligen Stimm-Check schauen wir ganz individuell, ob du eher weich oder fest singst â und welche QualitĂ€ten ergĂ€nzt werden dĂŒrfen, um das Schwingen in deiner Stimme zu fördern.
Und zwecks des Alters: Vibrato ist nichts, was nur jungen Stimmen vorbehalten ist. Entscheidend ist, wie dein Körper und deine Stimme zusammenspielen und ob du sie entsprechend trainierst â nicht dein Geburtsdatum. Die körperlichen Voraussetzungen, die ein Vibrato braucht, können auch im Alter erarbeitet werden â wenn keine medizinischen EinschrĂ€nkungen vorliegen. Und manchmal ist das eigentliche Hindernis gar nicht die Stimme, sondern eher die Idee, dass es zu spĂ€t sein könnte. Spoiler: ist es nicht.
Wieso weine ich beim Singen?âš
Ach – etwas, das wir alle stille SĂ€ngerinnen bestimmt kennen. Und das kann mehrere GrĂŒnde haben â ich nenne dir mal die zwei hĂ€ufigsten, die ich beobachte:
1. Weil dein Körper sich entspannt
Singen ist nicht nur Ausdruck, sondern auch Regulation. Wenn du mit deiner Stimme arbeitest â gerade wenn du in einem geschĂŒtzten Rahmen bist â kann es sein, dass dein Körper plötzlich loslĂ€sst und aus dem Funktionieren aussteigt. Und manchmal bedeutet das: Es flieĂt etwas ab. Es wird weich in dir. Es darf endlich ein Release passieren. Du hast vielleicht vorher gar nicht gemerkt, wie sehr du dich innerlich festgehalten hast. Und mit einem Ton, mit einer Melodie â kommt plötzlich dieses GefĂŒhl: Da darf jetzt endlich etwas loslassen.
2. Weil dich der Text berĂŒhrt â oder etwas ausdrĂŒckt, wofĂŒr du keine Worte hattest
Manchmal singen wir ein Lied und es erwischt uns an einer Stelle so richtig. Weil da ein Satz steht, der etwas sagt, was du selbst nie aussprechen konntest. Oder weil dich die Melodie an etwas erinnert, was in dir gespeichert ist â vielleicht ein GefĂŒhl, eine Erinnerung, ein Mensch, ein Abschied, ein Wunsch.
Und was dann passiert, ist: Das Singen wird zum Sprachrohr fĂŒr dich. Das fĂŒhlt sich manchmal kurz ĂŒberwĂ€ltigend an â aber es ist auch so kraftvoll. Denn das heiĂt: Deine Stimme ist nicht nur Klang, sondern ein Ort, an dem du dich dir selbst wirklich zeigen kannst.
Ich unterscheide in meinen Stimm-Zauber-Gesangsstunden hierbei zwischen der Erlaubnishaltung (emotionaler Ausdruck) und der Entdeckerhaltung (technische Perspektive). Beides darf beim Singen je nach persönlichen Zielen unterschiedlich stark Raum haben. Ich finde es so schön, wenn man im Singen auch eine Möglichkeit fĂŒr die eigenen GefĂŒhle findet und sich berĂŒhren lassen kann. Gerade beim Auftreten ist es aber auch hilfreich, aus dieser emotionalen Ebene wechseln zu können – um sich nicht zu sehr von Liedtexten ĂŒberrollen zu lassen, wenn wir z.B. auf einer Hochzeit singen und als Dienstleister fĂŒr jemand anderen unsere Stimme einsetzen wollen.
Wie trainiere ich mein Lungenvolumen zum Singen?đ¶
Die Frage, wie man das Lungenvolumen fĂŒrs Singen trainieren kann macht Sinn, auch weil sie super viele SĂ€ngerinnen beschĂ€ftigt. Gerade dieses GefĂŒhl von: âIch hab zu wenig Luftâ, âIch komme bei schnellen Liedern nicht hinterherâ oder âIch krieg den Ton nicht gehaltenâ ist einfach super verbreitet.
Und jetzt kommt etwas, das vielleicht erstmal kurz irritiert, aber ein bisschen den Druck rausnehmen kann: Es geht beim Singen gar nicht so sehr um âmehr Lungenvolumenâ.
Ja, natĂŒrlich â wenn du regelmĂ€Ăig Ausdauersport machst oder viel in Bewegung bist, atmest du bewusster, deine Atemfrequenz verĂ€ndert sich, dein Körper ist besser versorgt mit Sauerstoff. Das ist eine super Grundlage. Aber fĂŒrs Singen an sich ist ein ganz anderer Blick entscheidend â und genau deshalb ist Atem der erste von sechs Aspekten in meiner Stimm-Zauber-Formel.
Weil du nicht mehr Luft brauchst â sondern lernen darfst, was du mit der vorhandenen Luft machst. Es ist ein Management-Thema.
Das HerzstĂŒck ist hier das Zwerchfell. Das ist die Muskulatur, die unterhalb deiner Lunge sitzt â und die deine Atembewegung ĂŒberhaupt erst möglich macht. Du kannst deine Lunge nĂ€mlich nicht aktiv steuern. Aber dein Zwerchfell schon! Und genau das trainieren wir.
đĄ Was heiĂt das konkret fĂŒr dich? Statt zu denken: âIch brauche mehr Luftâ, darfst du dich fragen:
Kann ich die Luft, die ich habe, dosiert in meinen Gesang abgeben?
Kann ich mit meinem Körper die Spannung halten, ohne zu verkrampfen?
Kann ich lernen, meinen Atem zu containen, also zu halten â statt ihn zu schnell zu verlieren?
Habe ich ein GefĂŒhl dafĂŒr, wann der nĂ€chste Atemimpuls wirklich gebraucht wird?
Wenn du das lernst â und genau das machen wir Schritt fĂŒr Schritt bei Stimm-Zauber â dann wird deine Stimme ruhiger, stabiler, klangvoller.
Und dann entsteht auch das, was viele sich wĂŒnschen: Die FĂ€higkeit, lange Töne zu halten, kraftvoll zu singen, aber nicht zu drĂŒcken â weil du innerlich weiĂt: âIch habe die Kontrolle.â
Und ganz wichtig: Dein Atem ist nicht nur Technik â er ist Verbindung zu deinem Körper. Deshalb ist er auch oft der SchlĂŒssel, wenn es um Emotionen, NervositĂ€t oder Unsicherheiten beim Singen geht. Deswegen starten wir mit diesem Aspekt bei Stimm-Zauber â weil er dein inneres Fundament zum Singen ist.
Wie kann ich mit anderen singen, wenn ich keine Noten lesen oder kein Instrument spielen kann?đ©·
Erstmal keine Sorge: Ich kann bis heute keine Noten lesen – es ist also nicht zwingend notwendig um mit anderen zu Singen. Es geht bei dieser Frage aus Erfahrung vielmehr um innere Sicherheit: Kannst du Melodien nach Gehör nachsingen? Wie sicher fĂŒhlst du dich, wenn du ohne OriginalsĂ€nger singst? Arbeitest du mit den Instrumenten oder gegen sie? Und das alles ist trainierbar.
Wichtig ist (und das wird aus Erfahrung auch in Gesangsstunden viel zu schnell ĂŒbersprungen), dass du deine Stimme fĂŒr dich erforschst und sicher machst â getrennt vom Playback oder Instrumenten. Das ist etwas wofĂŒr wir uns hĂ€ufig nicht die Zeit nehmen, obwohl genau hier die innere Sicherheit zum Singen entstehen kann. In der Stimm-Zauber-Formel schauen wir uns dafĂŒr zuerst die ersten drei Aspekte deiner Stimme im jeweiligen Lied an, bevor es ĂŒberhaupt an Liedtexte oder auf das Singen mit Instrumenten geht. Sprich wir wiederholen das Lied mit verschiedenen Ăbungen der Aspekte “Atem, Dynamik & StabilitĂ€t” und ĂŒbertragen es erst dann schrittweise auf Instrumente.
Wir bauen quasi eine innere Landkarte – ein GefĂŒhl fĂŒr das Lied. Dass du, wenn du irgendwo mitten in den Song springst, sofort wieder weiĂt, wo du bist. Und das verraten dir die Instrumente und kannst du nur lernen, wenn du anfĂ€ngst selber und ohne OriginalsĂ€nger zu singen. Das ist auch eine super PrĂ€vention fĂŒr Blackouts bei Auftritten – weil du quasi wie eins mit dem Lied wirst und mit der Zeit dein Körper einfach das Singen ĂŒbernehmen kann.
Ein super schöner Tipp hier fĂŒr den Alltag: Du kannst anfangen beim Radio oder Spotify hören, dein Ohr zu schulen und dich nur auf einzelne Instrumente zu fokussieren, z.B. die Gitarre oder das Schlagzeug. Schaffst du es die einzelnen Instrumente herauszuhören?
Ich begleite dich gerne dabei, entspannter und selbstsicher mit anderen auf Instrumente zu singen in meinen ganzheitlichen Stimm-Zauber-Gesangsstunden.